Was ist Gestalttherapie?

Was ist Gestaltherapie?

aus: Deutsche Vereinigung für Gestalttherapie.de 


Entdecke die Gestalttherapie - ein psychotherapeutisches Verfahren, das sich von traditionellen medizinischen Krankheitsmodellen und festgelegten Normen distanziert. Hier geht es nicht darum, was als "gesund" oder "krank" betrachtet wird. Vielmehr wird das Verhältnis zwischen Therapeutin und Klientin definiert als ein partnerschaftliches Miteinander, in dem die Therapeutinnen Begleiter und Unterstützer sind, während die Klientinnen die Experten ihrer eigenen Erfahrungen sind.

In der Gestalttherapie wird bewusst der Begriff "Klientin" verwendet, anstatt "Patientin". Denn es geht darum, die Vielseitigkeit und Individualität eines jeden Menschen anzuerkennen. Jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen darüber, wie er mit anderen Menschen und der Welt interagieren möchte und wie er sich dabei individuell entwickeln kann.

Die Gestalttherapie schafft einen Raum, in dem du dich selbst entdecken, erforschen und entwickeln kannst. Die Therapeut*innen sind einfühlsame Begleiter auf diesem Weg, die dich dabei unterstützen, deine eigenen Ressourcen und Potenziale zu erkennen und zu entfalten. Dabei steht die Vielfalt des menschlichen Erlebens im Fokus - von Emotionen über körperliche Empfindungen bis hin zu sozialen Beziehungen.

In der Gestalttherapie geht es nicht um vorgefertigte Lösungen oder festgelegte Normen. Vielmehr wird der individuelle Entfaltungsprozess jedes Einzelnen respektiert und gefördert. Hier findest du einen Raum, in dem du dich frei entfalten und deine eigene einzigartige Gestalt formen kannst.

Tauche ein in die Welt der Gestalttherapie und entdecke die unendlichen Möglichkeiten deiner persönlichen Entwicklung. Erlebe die Vielseitigkeit des menschlichen Daseins und finde neue Wege, wie du mit dir selbst, anderen Menschen und der Welt in Kontakt sein möchtest. Sei dein eigener Experte, und lass uns gemeinsam auf diesem aufregenden Weg gehen.


"Gestalttherapeuten wollen dieser Vielfalt von Individualität gerecht werden. Sie fördern die persönliche Veränderung ihrer Klienten, indem sie sie dabei unterstützen, mit sich selbst und anderen Menschen aktiv neue Erfahrungen zu machen, auf lebendige Weise neue Erlebens- und Verhaltensweisen zu erlernen und bestehende Schwierigkeiten zu überwinden. Frederick S. Perls, der die Gestalttherapie gemeinsam mit seiner Frau Lore Perls (beide ursprünglich Psychoanalytiker) sowie mit Paul Goodman (Sozialkritiker und Schriftsteller) begründete, hat einmal gesagt, „daß Lernen Entdecken ist”.


Deshalb wird in einer Gestalttherapie nicht nur geredet, sondern auch ausprobiert und experimentiert: mit Verhaltensweisen, körperlichen Bewegungen und Haltungen, mit Gedanken, Gefühlen und Einstellungen, und zwar sowohl mit den altbekannten als auch mit möglichen neuen. Es werden möglichst alle Bereiche menschlicher Erfahrung einbezogen und erforscht, der zwischenmenschliche Bereich, der emotionale, der körperliche und der intellektuelle. Gestalttherapeuten sind überzeugt, dass nur alle Bereiche gemeinsam jene ganzheitliche Gestalt bilden, die einen Menschen ausmacht — daher auch der Begriff „Gestalttherapie”.


Das alles findet auf lebensnahe, realistische Art statt, und bezieht sich primär auf das aktuelle Leben der Klienten. Der für die Gestalttherapie typische Stil zeigt sich auch darin, dass ein Gestalttherapeut seinen Klienten trotz seiner Qualifikation nicht in der Rolle eines überlegenen Experten gegenübertritt. Er begegnet ihnen vielmehr als ein persönlich erkennbarer, verständnisvoller Mensch, der sie mit Interesse und Engagement auf ihrer Entdeckungsreise begleitet. Seine Qualifikation besteht in seinen Kompetenzen als Begleiter, die er sich in seiner Ausbildung und seiner eigenen Therapie erworben hat. Aus dieser anregenden und zuverlässigen Begleitung können sich für die Klienten eine Menge Ermutigung und Sicherheit ergeben, die sie für ihren zwar manchmal beängstigenden und mühevollen, aber immer auch bereichernden Veränderungs- und Entwicklungsprozess benötigen.


Aus: „Was ist eigentlich Gestalttherapie? – Eine Einführung für Neugierige“ von Frank-M. Staemmler (2009).







Häufige Fragen zur Gestalttherapie


Wo hat die Gestalttherapie ihre Wurzeln?

Die Gestalttherapie ist neben Gesprächstherapie, Themenzentrierte Interaktion, Psychodrama und körperorientierten Methoden eines der wichtigsten Verfahren der humanistischen Therapie. Ihre geistigen Wurzeln liegen in der Psychoanalyse, Existenzphilosophie und dialogischen Philosophie Martin Bubers, in der Gestaltpsychologie, Feldtheorie und Phänomenologie.


Was sind die Ziele der Gestalttherapie?

Im Mittelpunkt steht ein ganzheitliches Weltbild; die Gestalttherapie sieht den Menschen als Einheit von Körper, Seele und Geist und unterstützt ihn, Ganzheit wiederzuerlangen. Der Mensch hat die Fähigkeit zur Selbstregulierung und Selbstheilung. Er steht in einer ständigen Wechselbeziehung zu einem Umfeld sozialer, gesellschaftlicher und ökologischer Bedingungen und ist selbstverantwortlich. Die Gestalttherapie ermutigt zum Experiment und zu neuen Erfahrungen. Sie öffnet einen Raum des Erlebens, in dem Altes wieder auftauchen und Neues gewagt werden kann; einen Raum für Spontaneität und Kreativität, für neue individuelle Antworten und neue Fragen. Sie lädt ein, den eigenen Weg im eigenen Rhythmus zu gehen


Was bedeutet „Hier-und-Jetzt“?

Das Hier-und-Jetzt ist Ausgangspunkt der gestalttherapeutischen Arbeit, denn alles Denken und Fühlen geschieht immer nur in der Gegenwart. Die Vergangenheit können wir nicht ändern, aber wir können lernen, die Wirkung vergangener Ereignisse und früher Erfahrungen zu reflektieren und unseren Blick auf die Vergangenheit zu verändern; dann ändert sich auch ihre Wirkung.


Was ist eine „Gestalt“?

Der Begriff „Gestalt“ ist aus der Gestaltpsychologie übernommen und wird in der Gestalttherapie gleichbedeutend verwendet mit „Ganzheit“. Aus der Gestaltpsychologie stammt die Erkenntnis, dass der Mensch seine Wahrnehmungen zu sinnvollen Einheiten – Gestalten – zu schließen versucht. Eine Gestalt ist mehr als die Summe ihrer Teile; alles Erfahrbare – auch eine Begegnung, eine Erinnerung, ein Gefühl – kann eine Gestalt sein. Perls ging davon aus, dass viele Menschen „zersplittert“ sind, ihnen die Ganzheit fehlt. Dadurch erleben sie bewusst auch nur Teile ihrer selbst und sich selbst nicht als Ganzes. Ziel der Gestalttherapie ist es daher, dem Menschen zu helfen, sich seiner verdrängten, unbewussten Teile bewusst zu werden, sie zu akzeptieren und zu integrieren und so zu einer neu gewonnenen Ganzheit zu verhelfen. Heilung ist die Vollendung einer prägnanten Gestalt.


Was ist die „Ich-Du-Ebene“?

Die „Ich-Du-Ebene“ Martin Bubers ist die Zielvorstellung für die therapeutische Grundhaltung. Das Wesentliche sind nicht die beiden Individuen, sondern das „Dazwischen“, das beide vereint. Die Therapeutin / der Therapeut ist präsent, begegnungsfähig, an der Klientin / dem Klienten interessiert, akzeptiert diese/n und lässt sich auch innerlich von ihr bzw. ihm berühren. Diese wertschätzende Mitmenschlichkeit der Therapeutin / des Therapeuten gewährt der Klientin / dem Klienten die Aufrechterhaltung der eigenen Würde, Unversehrtheit und Selbstbestimmung. Sie bzw. er erfährt sich durch die Beziehung gehalten, auch wenn Teilaspekte der Person kritisch konfrontiert werden.


Wie funktioniert die Gestalttherapie?

Die Struktur aktueller Erfahrung und die Beschaffenheit des Kontaktes mit sich selbst und der Umwelt wird beleuchtet. Hierbei spielt keine Rolle, was erfahren, gesagt, getan oder erinnert wird, sondern vielmehr wie es passiert. Durch die Arbeit an dieser sehr persönlichen Erfahrungsstruktur im Hier und Jetzt wird es möglich, die dynamischen Beziehungen zwischen Klient/in und Umwelt zu beleben, so dass der Kontakt erhöht, das Gewahrsein unterstützt und dem Verhalten Tatkraft verliehen wird.

 

(Quelle: Deutsche Vereinigung für Gestalttherapie e.V.)

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